1) Verarbeitung durch Niederlassung oder Auftragsverarbeiter in der Union (Abs. 1)

1)⚓⚓Verarbeitung durch Niederlassung oder Auftragsverarbeiter in der Union (Abs. 1)

Die DSGVO gilt für Verarbeitungen personenbezogener Daten, die im Rahmen von Tätigkeiten einer Niederlassung eines Verantwortlichen oder von diesem beauftragten Auftragsverarbeiter räumlich in der Union stattfinden. Das Territorium der Union ergibt sich aus Art. 52 EUV und Art. 355 AEUV. Es umfasst insbesondere die Staatsgebiete der Mitgliedstaaten. Entscheidend ist, dass sich eine Niederlassung des Verantwortlichen oder eines beauftragten Auftragsverarbeiters in der Union befindet. Es kommt nicht mehr darauf an, wo die Mittel der Datenverarbeitung gelegen sind, also z. B. die IT-Infrastruktur oder eine Aktensammlung. Damit wird der zunehmend global vernetzten Verarbeitung personenbezogener Daten Rechnung getragen, insbesondere dem Cloud-Computing.2 Eigentlich wäre es naheliegend, an den Ort anzuknüpfen, an dem die IT-Infrastruktur betrieben wird. Dieser Ort ist in modernen IT-Organisationen jedoch zunehmend beliebig und kann verhältnismäßig leicht und kurzfristig geändert werden. Damit wäre die Belegenheit als Anknüpfung der territorialen Anwendbarkeit mit Blick auf das Ziel der DSGVO, einen möglichst umfassenden Schutz bei der Verarbeitung personenbezogener Daten zu bieten, ungeeignet bzw. anfällig für „Forum-Shopping“.

Aus Abs. 1 ergibt sich ein modifiziertes Sitzprinzip beziehungsweise ein Sitz- und Niederlassungsprinzip. Die territoriale Geltung der DSGVO setzt demnach voraus, dass der Verantwortliche eine Niederlassung in der Union hat oder einen Auftragsverarbeiter in der Union beauftragt. Zudem muss die Verarbeitung im Zusammenhang mit den Tätigkeiten der Niederlassung bzw. des Auftragsverarbeiters stehen. Für den territorialen Anwendungsbereich nicht relevant sind die Existenz des Hauptsitzes oder weiterer Niederlassungen des Verantwortlichen oder des Auftragsverarbeiters außerhalb der Union.3 Auch nicht relevant ist, ob der Verantwortliche weitere Auftragsverarbeiter außerhalb der Union beauftragt. Insbesondere der Hauptsitz des Verantwortlichen, etwa gemäß der Eintragung in einem öffentlichen Register wie dem Handelsregister ist für die territoriale Anwendbarkeit der DSGVO nicht relevant.4 Auch wenn Art. 3 es nicht ausdrücklich benennt, fallen Tätigkeiten am eingetragenen (Haupt-)Sitz in der Union ebenfalls in den territorialen Anwendungsbereich der DSGVO.

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